Alles über Finnen

Finnen sind die Spurhalter des Surfboards

Je nach Boardtyp werden ein bis vier Finnen verwendet. Größe, Anzahl und Ausrichtung entscheiden über den Einsatzbereich des Boards und beeinflussen dessen Drehfreudigkeit. Über die Finnen müsst ihr euch als Einsteiger keine Gedanken machen, denn zu jedem Surfbrett wird direkt der passende Finnensatz mitgeliefert.

Finnenanordnungen
Single Fin Boards haben eine einzelne Finne, die auf der Unterseite in der Mitte des Tails eingesetzt ist. Diese Variante wird bei Longboards und Malibus verwendet.

Thruster (Tri-/Three-/Tripple-Fin) ist die am meisten verwendete Anordnung. Eine zentrale Finne (Centre Fin) sitzt in der Mitte des Tails, zwei weitere sind auf gleicher Höhe etwas weiter vorne und außen platziert (Side oder Tracker Fins). Je nach Boardtyp sind die beiden vorderen mehr oder weniger zur Längsachse angewinkelt.

Thruster Finnen Setup

Twin-Fins (Twinser) kommen relativ selten vor. Diese Finnenanordnung wird bei breiten Fishboards für kleine Wellen verwendet, die sehr drehfreudig sein sollen. Die Finnen sitzen auf gleicher Höhe des Tails und sind zur Längsachse des Boards nach innen angewinkelt, sitzen also nicht parallel.

Finnenausrichtung / Winkel zur Längsachse
Während eine Single Fin oder die mittlere Finne eines Thrusters genau zur Längsachse ausgerichtet ist, weisen die beiden äußeren Finnen eine Winkelung auf. Wenn man von oben auf die Finnen schaut, könnte man eine imaginäre Linie entlang der Finnenbasis zeichnen, die sich weiter vorne mit der Längsachse schneiden würde – je stärker der Winkel desto früher.

In der Praxis bedeutet das: Je weniger die Finnen parallel stehen, desto drehfreudiger – aber auch langsamer – ist das Board (z.B. Fishboards). Im Gegenzug sind Surfboards mit paralleler angeordneten Finnen richtungsstabiler und schneller (z.B. Big Wave Guns).

Anstellwinkel der Finnen

Finnenform und -größe
Die Basislänge der Finne (Base Length) ist das Maß der Finnenbasis, also die Länge an der Stelle, an der die Finne im Board sitzt. Die Tiefe (Depth) bezeichnet den Tiefgang, also eigentlich die Höhe der Finne im rechten Winkel zur Basis gemessen. Die Aufbiegung der Finne (Rake) bezeichnet den Neigungswinkel zwischen dem Ende der Finnenbasis und der nach hinten geneigten Finnenspitze.

Finnen für Thruster oder Twin-Fins haben die typische Form einer Haifischflosse und sind ca. 10 bis 13 cm tief. Die äußeren Finnen (Side Fins) sind in der Regel asymmetrisch, besitzen also eine profilierte Außen- und eine plane Innenseite.

Single Fins meistern ihren Job als Leitwerk im Alleingang, müssen demnach entsprechend mehr Fläche bieten. Sie sind weniger stark geneigt und haben wesentlich mehr Tiefgang (18 bis 25 cm). Die Tiefe wird oft in Inch angegeben (8.0" = 8 Inch = 8 x 2,54 cm = 20,32 cm).

Im Laufe der Surfboardentwicklung des vergangenen Jahrhunderts tauchten Finnen mit den verschiedensten Outlines und Profilen auf, die heute als Retro-Style wieder viele Boards verzieren. Als Einsteiger seid ihr mit den Basismodellen aber bestens bedient, denn die Fahreigenschaften unterschiedlicher Finnen erspürt man nur als erfahrener Surfer.

Material
Günstig und gut sind die Standardmodelle aus gespritztem Kunststoff wie Polycarbonat oder Lexan. Wer das Optimum aus seiner Finne herausholen möchte, der kann sich Modelle aus Fiberglas (GFK) oder Carbon zulegen. Auch leichte Composite Modelle mit Schaumkern und Carbonhülle sind erhältlich.

Finbox-Systeme
Während Finnen früher fest ins Board integriert waren (einlaminiert), sorgen heute verschiedene Finbox-Systeme für eine schnelle Demontage, perfekt zum Transport oder den Trimm das Boards für verschiedene Wellenbedingungen durch alternative Finnen.

Die US-Box ist das älteste Modell, das immer noch bei Longboards und Malibus zum Einsatz kommt. Die Finne wird mit dem Führungssplint in die Box gesetzt, an die richtige Stelle geschoben und anschließend mit Schraube und Finnenplättchen arretiert. Die Boxen sind relativ groß, erlauben aber einen Trimm durch verändern der Finnenposition.

Beim Powerdrive oder CPS System werden die Finnen von unten in eine kleine Führungsschiene gesetzt und anschließend von der Oberseite des Boards mit einer Schraube arretiert. Dieses System lässt ebenfalls einen Trimm zu, die Finnen können um einige Millimeter vor oder zurück verschoben werden.

Beim weit verbreiteten Fin Control System (FCS) wird die Finne in spezielle Plugs des Boards gesteckt. Die beiden Zapfen der Finnenbasis passen genau in die nicht verstellbare Position der Plugs. Mit den eingelassenen Madenschraube lassen sich die Finnen per Imbus-Schlüssel fixieren.

FCS Finbox System

Beschädigungen an der Finne
Katscher, Macken und Schleifspuren an der Finne verschlechtern die Leistungsfähigkeit und erhöhen den Strömungswiderstand. Das Board gleitet schlechter und die Finne kann die Führung verlieren (Spin Out). Beschädigungen sollten mit Schleifpapier herausgeschliffen und geglättet werden. Bei größeren Schäden kann mit Reparaturspachtelmasse die fehlende Stelle ersetzt und die ursprüngliche Form durch anschließendes Schleifen wieder hergestellt werden.

Verletzungen durch Finnen
Finnen sind neben einer spitzen Nose die gefährlichsten Teile an einem Surfboard. Die scharfe Kante einer Finne kann in Neopren und Haut schnell Spuren hinterlassen, oft reich dafür schon eine unachtsame Fußbewegung beim Sitzen auf dem Board. Tipp: Einen scharfen Grat an Anström- und Abrisskante der Finne kann man durch Schleifen etwas stumpfer machen, ohne dass man Einbußen in den Fahreigenschaften wahrnimmt.


Share on Tumblr Pin on Pinterest