Alles über Wetsuits

Wetsuit ist die englische Bezeichnung für einen Surfanzug aus Neopren

Neoprenanzüge gibt es in verschiedenen Ausführungen, die je nach Wasser- oder Lufttemperatur zum Einsatz kommen. Zum Wellenreiten solltet ihr nur spezielle Wellenreitanzüge verwenden, da diese für den Bewegungsablauf beim Wellenreiten optimiert sind (z.B. Bewegungsfreiheit in der Schulter fürs Paddeln). Ein Wetsuit sollte immer genau passen und keine Falten werfen. Neoprenanzüge für andere Wassersportarten sind ungeeignet.

Die Wärmeisolation
Neopren ist ein dehnbares und wärmeisolierendes Material. Im Inneren sorgen winzige Lufteinschlüsse für die Isolation. Zwischen dem eng anliegenden Surfanzug und dem Körper bildet sich eine warme Luftschicht. Durch Ärmel, Beinöffnungen, Kragen, Reißverschluss und nicht verklebte Nähte eindringendes Wasser wird so rasch auf die Körpertemperatur erwärmt.

Die Neoprenschicht verhindert zum einen, dass die Körperwärme nach außen abgeleitet wird und zum anderen, dass die kühleren Außentemperaturen von Wasser und Luft an den Körper gelangen können. Je nach Dicke und Oberflächenbeschaffenheit des Neoprens findet dieser Wärmeaustausch schneller oder langsamer statt.

Ein Langarmsteamer ist der Standardanzug in unseren Breiten

Je nach Dicke des Neoprens sind die Anzüge mehr oder weniger komfortabel, aber immer daran denken: Mit einem warmen Anzug kann man länger auf dem Wasser bleiben

Windchill und Verdunstungskälte
Auf der Außenseite des Wetsuits sitzendes Wasser verdunstet durch die Einwirkung von Sonne oder Wind. Die dabei entstehende Verdunstungskälte kühlt das Neopren ab. Dieser fühlbare Temperaturverlust wird großer, je stärker der Wind weht. Diesen Auskühlungseffekt nennt man Windchill.

Das Material
Beim Neopren unterscheidet man im wesentlichen doppeltkaschiertes und Glatthaut-Neopren. Diese beiden Arten unterscheiden sich durch die Struktur der Oberflächen.

Beim doppeltkaschierten Neopren ist auf beiden Seiten ein strapazierfähiges Gewebe aufgebracht. Es ist sehr widerstandsfähig und dehnbar, verstärkt andererseits aber den Auskühlungseffekt, da das Wasser von der Außenseite nicht abläuft, sondern im Gewebe sitzen bleibt.

Glatthaut-Neopren (manchmal Haihaut genannt) hat auf der Außenseite eine glatte, geschlossene Oberfläche. Diese kann mit winzigen Vertiefungen versehen sein, die zur Vergrößerung der Oberfläche beiträgt und diese dadurch widerstandsfähiger gegenüber mechanischer Beanspruchung machen. Glatthaut-Neopren ist bei gleicher Materialstärke wärmer als doppeltkaschiertes, da das Wasser von der Oberfläche ablaufen kann und so kaum Verdunstungskälte entsteht.

Ein Surfanzug besteht in der Regel aus doppeltkaschiertem Neopren. Bei Wetsuits für kühlere Außentemperaturen wird im Oberkörperbereich oft Glatthaut-Neopren eingesetzt, da dieser beim Sitzen auf dem Board aus dem Wasser ragt und so eine Angriffsfläche für kühlen Wind bietet. Schwarzes oder dunkles Neopren ist wärmer als helles oder buntes, da die Energie der Sonnenstrahlung kaum reflektiert, sondern aufgenommen wird.

Einige Hersteller bieten spezielle Materialien an, bei denen z.B. doppeltkaschiertes Neopren von außen beschichtet wird (Slickskin), um dem Windchill entgegenzuwirken. Auch im Inneren eines Anzuges können spezielle Gewebe eingesetzt werden, die die Isolierung erhöhen (Titaniumschicht) oder das eingedrungene Wasser schneller ablaufen lassen (Fireskin).

Die Neoprenstärke wird immer in Millimetern angegeben, einer 4/3er Anzug hat demnach eine Stärke von 4 mm im Rumpfbereich und 3 mm an Armen und Beinen. Im Rumpfbereich wird meist 1-mm-stärkeres Neopren verwendet, als an den Extremitäten.

Welcher Anzug für welchen Bedingungen?
Die Wahl des Wetsuits richtet sich nach der Temperatur von Wasser und Luft. Liegt beides oberhalb von 25° Celsius, kann man sich mit Shorts und Wetshirt in die Fluten stürzen - je kühler die Umgebung wird, desto dicker sollte die schützende Neoprenschicht ausfallen.

Besondere Beachtung gilt Regionen, in denen Luft- und Wassertemperatur stark voneinander abweichen. Kühle Meeresströmungen können das Wasser bei frischen 14° C halten, während die Luft sich auf über 30° C erwärmt (Atlantikküste Südafrikas, Nordküste Portugals). Hier entscheidet das Wasser über die Neoprenstärke, ein 4/3er Steamer ist eine gute Wahl. Anders herum geht es aber auch, wenn z.B. der warme Golfstrom im Winter die Wassertemperatur über die der Luft steigen lässt (Cornwall oder Irland).

Shorties und Neoprenshirts sind Modelle für die kühleren Tage an südlichen, oder besser gesagt warmen bis tropischen Spots. Während Neoprenshirts nur den Oberkörper bedecken, sind Shorties richtige Anzüge mit kurzen Ärmeln und Beinen. Dünnes Neopren und wasserdurchlässige Nähte (flatstitched) bieten nur eine geringe Wärmeunterstützung für den Rumpfbereich, meist in 2 bis 3 mm Neoprenstärke.

Im Süden reicht oft ein Shorty

Ein Shorty hält den Körper auch an windigen Tagen warm, schützt den Rücken vor Sonnenbrand und bietet dabei noch ausreichend Bewegungsfreiheit. Kälter als 20° Celsius dürfen Luft und Wasser für einen Shorty nicht sein. Ein Springsuit ist dann die bessere Alternative.

Longsleeve Shorties (Shorties mit langen Ärmeln) oder Kurzarm-Steamer (kurze Ärmel, lange Beine) werden auch Springsuits genannt und bieten etwas mehr Isolation gegen kühlere Temperaturen in warmen Regionen. 3/2 mm ist bei diesen Modellen eine gängige Neoprenstärke.

Wenn es kühler wird, kommt der Steamer (Fullsuit) ins Spiel. Lange Ärmel und Beine sorgen für konstante Temperaturen am gesamten Körper. Je nach Umgebungstemperatur werden Anzüge vom 3/2er bis zum 5/4er eingesetzt. Die Nähte sind oft blindstichvernäht und verklebt, so dass durch sie keine Wasser eindringen kann. Auch der Reißverschluss ist mit einer Manschette oder Dichtlippe unterlegt, um durch die Zähne eindringendes Wasser zu stoppen. Zipperless Wetsuits kommen ohne Reißverschluss aus, hier steigt man durch den sehr elastischen Kragen ein und verschließt den Anzug mit Klettbändern.

Für die kalte Jahreszeit bieten viele Hersteller spezielle Wetsuits mit Stärken bis zu 8 mm an. Integrierte Hauben, spezielle Materialien mit hoher Wärmeisolation und wasserdichte Verschlusskonstruktionen sollen den Surfer auch bei einstelligen Umgebungstemperaturen vor dem Auskühlen schützen. Zusammen mit Handschuhen und dicken Booties kann der Wintersurf kommen.

Wetshirt / Rash Guard
Das sind englischsprachige Bezeichnungen für ein dünnes T-Shirt aus Lycra oder einem anderen flexiblen Material, das unter dem Surfanzug getragen wird, um Scheuern am Hals und unter den Armen zu verhindern. Die Nähte sind an der Außenseite angebracht, um möglichst keine Scheuerstellen zu erzeugen. Wetshirts gibt es mit langen oder kurzen Ärmeln. Diese können bei tropischen Temperaturen auch ohne Surfanzug als Sonnenschutz getragen werden.

Booties, Gloves und Hoods
Hinter diesen drei Begriffen versteckt sich nichts weiter als Accessoires für kühlere Tage:

Surfschuhe werden Booties genannt. Meist aus dünnem Neopren mit einer Gummisole leisten sie schon ab Wassertemperaturen unter 15° Celsius gute Dienste. Die Sole sollte nicht allzu dick sein, um das Board besser fühlen zu können. Einige Hersteller bieten Split-Toe Modelle an, bei denen die Sole neben dem großen Zeh geteilt wurde, um mehr Beweglichkeit zu erreichen. Booties können auch an Reefbreaks getragen werden, um den Ein- und Ausstieg auf scharfen, felsigem Untergrund zu erleichtern.

Handschuhe dienen ebenfalls dem Kälteschutz, sie sind entweder als 5-Finger-Handschuh oder Fäustlinge zu haben. Wer sein Paddeln beschleunigen möchte, der findet auch Exemplare mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern.

Hauben (Hoods oder Caps) sind ein Muss für alle Wintersurfer. Unter 12° Luft- und Wassertemperatur fühlt man sich damit pudelwohl. Modell und Größe sollten gut ausgewählt werden, denn mit zuviel Spannung auf dem Nacken werden die Muskeln sehr schnell müde, bei schlechter Dichtung am Gesicht sorgt jedes Durchtauchen einer Wellen für eisige Abkühlung. Für extrem kühle Temperaturen gibt es Modelle, die unter dem Anzug bis auf Schulter und Brust reichen.

Im Winter benötigt man spezielle Wetsuits - am besten mit integrierter Haube

Bei einer Wintersession ist die passende Ausrüstung die wichtigste Voraussetzung. Ein warmer Anzug, Booties, Haube und Handschuhe schützen vor schnellem Auskühlen. Auch das hält warm: Gymnastik zum Warm Up und eine heiße Kanne Tee zum Entfrosten nach der Session.

Boardshorts und Bikini
Bei richtig warmen Luft- und Wassertemperaturen geht es auch ohne schützende Schicht aus Neopren. Dabei immer an die UV-Strahlung denken: gut eincremen mit hohem Lichtschutzfaktor und nur kurze Sessions einlegen.

Ohne Wetsuit in der Südsee


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